Tuesday, 13 May 2025

Ist Mitterer Atheist weil Evoluzer? Er sagt nein, aber ...


Frage: Beschreiben Sie im Detail, was Sie zu der Annahme veranlasst, dass der Glaube an Gott ein Fehler ist?
https://de.quora.com/Beschreiben-Sie-im-Detail-was-Sie-zu-der-Annahme-veranlasst-dass-der-Glaube-an-Gott-ein-Fehler-ist/answer/Josef-G-Mitterer


Josef G. Mitterer
Atheist
Samstag 3 Mai 2025, hl. Kreuzfest
Im Detail? Das wäre etwas lang, aber ich werde die ersten paar Gründe anführen, die mir in den Sinn kommen:

  1. Keine Belege oder stichhaltige Argumente: Die Menge der Dinge, die existieren könnten, ist unendlich. Es ist offenkundig irrational, all diese Dinge von vornherein für existent zu halten und erst dann für inexistent, wenn (wie auch immer das geschehen sollte) bewiesen ist, dass sie nicht existieren. Wir gehen ja auch etwa bei Einhörnern nicht so vor, wobei Einhörner wesentlich plausibler wären, da wir ja pferdeartige Tiere und gehörnte Tiere empirisch kennen. (Einhörner mit "magischen" Fähigkeiten wären freilich ähnlich wenig plausibel wie "Gott".) — Auch Gottgläubige folgen im Übrigen diesem rationalen Vorgehen, wenn sie andere Fabelwesen oder andere Götter für inexistent halten.
  2. Widersprüche, die entweder gar nicht oder nur durch unwahrscheinliche, auf Willkür beruhende Behauptungen "wegerklärt" werden können, was freilich nur aus dem Grund geschehen kann, dass niemand recht weiß, wer oder was Gott ist, und dass die Bibel (vermeintlich) in jeder beliebigen Art und Weise ausgelegt bzw. selektiv gelesen werden kann.
  3. Die biblischen bzw. christlichen, jüdischen oder islamischen Götter (und die sind es ja, an die am öftesten geglaubt wird) waren zu ihrer Entstehungszeit in der Antike viel plausibler, als sie es heute sind. Heute wissen wir, wie unvorstellbar klein die Erde ist und wie unvorstellbar spät der Mensch darauf erschienen ist — und dass er eben nicht plötzlich erschienen ist, sondern sich langsam aus einfacheren Lebensformen entwickelt hat. Das alles spricht überhaupt nicht dafür, dass Gott irgendwie vom Menschen her zu denken sei. Wenn es tatsächlich gute Gründe für die Annahme gäbe, dass das Universum klein und jung sei, dass der Mensch und die heute lebenden Tiere plötzlich erschienen seien (also so, wie es sich die Autoren der Bibel sicher vorgestellt haben), dann wäre Gott zwar ebenso wenig bewiesen, aber um ein Vielfaches plausibler.
  4. "Konstruktionsfehler" in der Anatomie sprechen ebenso wenig für einen guten, allmächtigen Gott. Mein einschlägiges Beispiel sind immer ektopische (extrauterine) Schwangerschaften, die durch einen Hohlraum zwischen dem Eierstock und dem Eileiter ermöglicht werden und die bei "natürlichem Verlauf" in aller Regel tödlich enden. Ein Schöpfer, der so etwas plant oder nicht korrigiert, ist nicht "gut", sondern schlechterdings perfide.
  5. Wenn Gott existierte, wäre kaum erklärlich, dass den Einzelindividuen aller Spezies überhaupt keine Relevanz zukommt. Wer Glück hat, wird trotz fraglichen Lebensstils gesund alt; wer Pech hat, kommt krank auf die Welt und stirbt früh nach einem schmerzvollen Leben. Das ist nicht widersprüchlich, wenn es eine unbeseelte Natur gibt, die weder gut noch böse ist. Es ist auch dann nicht widersprüchlich, wenn es einen Polytheismus wie den griechischen gibt; es lässt sich aber nur schwer mit einem Gott vereinbaren, der "die Liebe ist" und für den jedes Individuum wichtig ist und dieselbe Würde hat.
  6. Den homo sapiens gibt es seit 300.000 Jahren. Aber erst vor vielleicht 3.000 Jahren ist es Gott eingefallen, sich zu offenbaren? Er hat zugesehen, wie überall auf der Welt den verschiedensten Gottheiten geopfert wurde und hat sich erst irgendwann einmal, dann aber als überaus eifersüchtiger Gott, zu erkennen gegeben? Das halte ich für wenig plausibel.
  7. Wenn ich an "den" Gott der Bibel bzw. den katholischen Gott, den jüdischen Gott usf. glauben kann, so kann ich auch an unzählige andere Gottheiten glauben, die sogar weniger widersprüchlich sind. Es gibt keinen vernünftigen Grund, gerade an eine bestimmte Gottheit zu glauben, wo doch andere Gottheiten ganz ähnlich sind. Ferner: Wenn es nur einen Gott gibt, wieso glauben dann so viele Menschen an so viele unterschiedliche Gottheiten, mit derselben Überzeugung? Da ist die Annahme viel plausibler, dass "Gott" einfach eine menschliche Erfindung ist.
  8. Der Gott der Bibel ist ganz offenkundig der Gott der hebräischen Mythologie. Weshalb sonst sollte er sich gerade das jüdische Volk auserwählen? Für die Juden selbst war es wohl plausibel, dass ihr Gott ihr Volk auserwählt, ebenso wie es für die Griechen plausibel war, dass ihre Götter auf ihrem Berg Olymp residierten. Ich kann aber nicht glauben, dass "unser aller" Gott ausgerechnet ein kleines Volk im Nahen Osten "auserwählt" hat. — Wozu sollte er so etwas überhaupt tun?
  9. Der Wunsch, es möge Gott geben, ist eine viel plausiblere Erklärung für den Gottesglauben als eine tatsächliche Existenz Gottes. "Gott" war nicht nur in vorwissenschaftlicher Zeit eine tolle Universalerklärung, er befriedigt auch als "gute", allmächtige Vaterfigur, als "gerechter Richter", als sinnstiftende Figur, als personales Gegenüber, das an die Stelle einer "kalten" Natur tritt, tiefe Sehnsüchte. Und wenn man an Gottes Güte und Weisheit und Unergründlichkeit glaubt, kann das schon helfen, die Ungerechtigkeiten und das Leid der Erde besser auszuhalten. — Es ist aber kein Argument dafür, dass Gott wirklich existiert, im Gegenteil.
  10. Spekulation und Intuition hat —wo immer sie sich überprüfen ließ— praktisch immer geirrt. Ich sehe nicht, weshalb sie gerade dort richtig liegen sollte, wo keine eindeutige Überprüfung möglich ist.
  11. Der individuelle Glaube ist offenkundig eine Frage der individuellen Biografie: Man ist in aller Regel Protestant, Katholikin oder Moslem, weil man im einschlägigen Umfeld aufgewachsen ist. Das ist aber ein denkbar schlechter Grund bzw. der beste Beweis dafür, dass man bei hinreichender Indoktrination mit jeder beliebigen Religion "abgefüllt" werden kann. — Lustigerweise behaupten einige auch noch, der Glaube sei "eine Gnade". Da fragt sich, weshalb Gott diese "Gnade" so vielen Europäern, aber so wenigen Thailändern oder Japanern gewährt.
  12. Der Gott der Bibel und der christlichen Credos hat eine Geschichte. Er ist der letzte, kümmerliche Rest eines älteren polytheistischen Pantheons, wo er mit Ašerā auch noch eine Gattin neben sich hatte. Er trägt wohl auch nur deshalb den Individualnamen YHWH, denn ein einziger Gott wäre einfach 'Gott' und bräuchte keinen Namen. Die Entwicklung vom Polytheismus über den Polyjahwismus hin zum Monotheismus bildet ganz offenkundig einen kulturell-religiösen Prozess ab, wie er auch in allen anderen Mythologien vorkommt.
  13. Den Gottgläubigen gelingt es praktisch nie, ihren Standpunkt ohne argumentative Verrenkungen, willkürliche Behauptungen oder Entstellungen der Fakten rational darzulegen. Das wäre merkwürdig, wenn sie richtig lägen.


Hans-Georg Lundahl
Mo 5.V.20258
"Heute wissen wir, wie unvorstellbar klein die Erde ist und wie unvorstellbar spät der Mensch darauf erschienen ist"

Das heißt, Sie sind Atheist weil Sie Evoluzer sind?

"Ein Schöpfer, der so etwas plant oder nicht korrigiert,"

Das heißt, Sie glauben nicht an den Fluch Evas, d h Sie glauben nicht an den Sündenfall, d h Sie sind Atheist weil Sie Evoluzer sind?

"es lässt sich aber nur schwer mit einem Gott vereinbaren, der "die Liebe ist" und für den jedes Individuum wichtig ist und dieselbe Würde hat."

D h Sie glauben nicht daß wir im Vorraum von entweder Himmel oder Hölle uns hier auf Erden befinden, d h Sie denken das hiesige Leben wäre alles, d h Sie sind Atheist weil Sie Evoluzer sind?

"Den homo sapiens gibt es seit 300.000 Jahren. Aber erst vor vielleicht 3.000 Jahren ist es Gott eingefallen, sich zu offenbaren? Er hat zugesehen, wie überall auf der Welt den verschiedensten Gottheiten geopfert wurde und hat sich erst irgendwann einmal, dann aber als überaus eifersüchtiger Gott, zu erkennen gegeben? Das halte ich für wenig plausibel."

Ich halte es für total unmöglich.

Der Fehler ist den homo sapiens gäbe es seit 300.000 Jahren. D h Sie sind Atheist weil Sie Evoluzer sind, nicht?

"Es gibt keinen vernünftigen Grund, gerade an eine bestimmte Gottheit zu glauben, wo doch andere Gottheiten ganz ähnlich sind."

Welcher andere Gott ist Dreienig, und hat sich für eine untreue Schöpfung selbst geopfert?

"Ich kann aber nicht glauben, dass "unser aller" Gott ausgerechnet ein kleines Volk im Nahen Osten "auserwählt" hat. — Wozu sollte er so etwas überhaupt tun?"

Weil zu einer gewisser Zeit es Herxheim und Fontbrégoua gab. Weil etwas später Pharaonen und Könige in Ur begraben wurden mit geopferten Sklawen. Weil etwas davor Nimrod in Göbekli Tepe Tyrann war, und Leute die ihm nicht gehorchten geköpft wurden, das Kopf in seiner Sammlung von Schädeln aufeinander um eine Strang gestapelt, die kopflosen Körper den Geiern (basiert auf annahme Göbekli Tepe war Babel, auf der Archaeologie Göbekli Tepes, und auch der frühen Cheramik von Çatal Höyyük).

Die Dynamik der meisten Völker war zur Zeit auf Apostasie und Grausamkeit. Was Ernst Jünger sagte "wir sind in einer Zeit wo Titanen Götter ablösen" war damals noch wahrer als bis jetzt seit dem Industrialismus. Hätte Gott kein Volk auserwählt, die Reinheit der Uroffenbahrung (Genesis 1 bis 11 zur Geschichte) wäre verloren gegangen.

""Gott" war nicht nur in vorwissenschaftlicher Zeit eine tolle Universalerklärung, er befriedigt auch als "gute", allmächtige Vaterfigur, als "gerechter Richter", als sinnstiftende Figur, als personales Gegenüber, das an die Stelle einer "kalten" Natur tritt, tiefe Sehnsüchte."

Gott heißt auch, wenn ich vögele und verhüte komme ich in die Hölle. Atheismus erklärt sich als Wunscherfüllung.

Und "vorwissenschaftlich" heißt, Sie sind Atheist weil Sie Evoluzer sind, nicht?

"Spekulation und Intuition hat —wo immer sie sich überprüfen ließ— praktisch immer geirrt."

Wie bitte? "wo immer sie sich überprüfen ließ" ist nackt gegeben ohne Beispiel, und hiervon eine Implication zu machen ist "Speculation und Intuition" ....

"Man ist in aller Regel Protestant, Katholikin oder Moslem, weil man im einschlägigen Umfeld aufgewachsen ist."

Ebenso wahr vom Atheismus in z B den Großteil Schwedens (nach Bevölkerungszahl).

"Der Gott der Bibel und der christlichen Credos hat eine Geschichte."

Speculation ohne stichhaltige Intuition. Machte gerade dazu einen Commentar zu einem Hebraisten aus Lund:

A Fundie's No to a Certain Type of Academia

"Die Entwicklung vom Polytheismus über den Polyjahwismus hin zum Monotheismus bildet ganz offenkundig einen kulturell-religiösen Prozess ab, wie er auch in allen anderen Mythologien vorkommt."

Denselben eben nicht.

"ohne argumentative Verrenkungen, willkürliche Behauptungen oder Entstellungen der Fakten rational darzulegen."

Gute Beschreibung der atheistischen Position. Z. B. Ihrer Religions-"Geschichte" …

Josef G. Mitterer
Di, 6.V.2025
Nein, mein Standpunkt steht und fällt nicht mit der Evolution. Sie ist nur ein Bestandteil meiner Motivation. Selbst wenn ich an der Evolution zweifelte, gäbe es viel mehr Gründe, um an Gott zu (ver)zweifeln.

Gott heißt auch, wenn ich vögele und verhüte komme ich in die Hölle. Atheismus erklärt sich als Wunscherfüllung.


Das glaubt heute (in Europa) kaum noch jemand. Man könnte mithin von zwei Motivationen sprechen. Das phobokratische Christentum motiviert durch Angst, das kalokratische durch (das Versprechen von) Wunscherfüllung. Ich hingegen bin sehr stark davon überzeugt, dass nach dem Leben gar nichts mehr kommt: weder Himmel noch Hölle.

Wie bitte? "wo immer sie sich überprüfen ließ" ist nackt gegeben ohne Beispiel, und hiervon eine Implication zu machen ist "Speculation und Intuition" ....


Die Sprachspekulation ist das beste Beispiel.

"Man ist in aller Regel Protestant, Katholikin oder Moslem, weil man im einschlägigen Umfeld aufgewachsen ist." Ebenso wahr vom Atheismus in z B den Großteil Schwedens (nach Bevölkerungszahl).


Das ist eigentlich gerade ein Argument für den Atheismus, da es zeigt, dass der Glaube ohne religiöse Indoktrination einfach verschwindet. — Und sollte "atheistische Indoktrination" vorliegen (was ich mir kaum vorstellen kann, die meisten Atheisten sind eher religionsindifferent), so zeigt es nur, dass die persönlichen Haltungen wenig mit einer allenfalls vorhandenen objektiven Wahrheit, aber sehr viel mit dem persönlichen Umfeld zu tun haben.

Hans-Georg Lundahl
7.V.2025
"Nein, mein Standpunkt steht und fällt nicht mit der Evolution. Sie ist nur ein Bestandteil meiner Motivation."

Evolution, Tiefzeit, Tiefraum, Heliozentrismus, Big Bang … eines oder anderes davon war in fast die Hälfte der Fälle vorhanden. In einem Fall Verneinung des Sündenfalls.

"Das glaubt heute (in Europa) kaum noch jemand."

Gläubige Katholiken schon.

"sehr stark davon überzeugt, dass nach dem Leben gar nichts mehr kommt: weder Himmel noch Hölle."

Für manchen Menschen ist gerade die Idee eine Wunscherfüllung. John Lennon hierzu "Imagine" z. B.

"Die Sprachspekulation ist das beste Beispiel."

Die Platos? Würde sagen Lautentsprechungen sind directer observiert als Lautgesetze.

Die der Bibel? Nun, vor Göbekli Tepe gaben es 32 Zeichen zwischen Spanien und Indonesien, laute Genevieve von Petzinger, sicher eine Kultur, warscheinlich eine Sprache. Nach Göbekli Tepe gibt es nie wieder so eine Einheit.

"Und sollte "atheistische Indoktrination" vorliegen (was ich mir kaum vorstellen kann, die meisten Atheisten sind eher religionsindifferent)"

Religionsindifferenz von Seiten aller Lehrer, und das Gegenteil von Indifferenz zu "Wissenschaft" wie Evolution, Tiefzeit, Tiefraum, Heliozentrismus, Big Bang, zusammen wird dies ein leiser aber starker Druck in atheistischer Richtung.

Übrigens gibt es immer wieder einen Lehrer (etwa pro Schule) der eher gegen das Christentum ist und zwar ziemlich direct. Dies ist die Lage in Schweden seit wenigstens den späten Jahren Olof Palmes.

Aufdatierung
Nach Publication, am 13 Mai.

I

So 18. Mai

Hans-Georg Lundahl
Entschuldigung für die verspätete Meldung:

Ist Mitterer Atheist weil Evoluzer? Er sagt nein, aber ... [link hierher]

Wurde am 13. auf den Blog publiziert.

Hätte gerne eine noch längere Debatte, freilich immer noch auch für die Leser des Blogs, nicht nur für Quoraner.

Mo 19. Mai

Josef G. Mitterer
Ich bin nicht sicher, ob das zielführend ist. Wir haben diese Fragen schon einmal eingehend im englischen Quora diskutiert und sind auf Grenzen gestoßen. Von meiner Seite gesehen bestanden sie insbesondere in zwei Punkten:

  1. Die Argumentation für den freien Willen auf der Basis einer subjektiven Empfindung, frei zu handeln.
  2. Die Erklärung, kein denkbarer Fakt könnte gegen Gott sprechen. Dieser Standpunkt führt eine Diskussion schon von vornherein ad absurdum.


Aber gut. Einmal noch.

II

Mo 19. Mai

Josef G. Mitterer
Evolution, Tiefzeit, Tiefraum, Heliozentrismus, Big Bang … eines oder anderes davon war in fast die Hälfte der Fälle vorhanden. In einem Fall Verneinung des Sündenfalls.


Das mag sein, und ich kenne ja auch keinen plausiblen Grund, die Evolution zu leugnen (oder gar an den Sündenfall zu glauben), aber noch wichtiger ist, dass jeder einzelne Punkt allein schon hinreicht, um nicht zu glauben.

"Das glaubt heute (in Europa) kaum noch jemand."

Gläubige Katholiken schon.


Gut, aber das phobakratische Christentum hat ja eben auch seine Überzeugungskraft.

"Die Sprachspekulation ist das beste Beispiel."

Die Platos? […] Die der Bibel? […]


Die ganze Proto-Etymologie bis zur Entwicklung der historisch-vergleichenden Methode. Von Platons ὀνομάτων δημιουργός über die Etymologien κατ᾽ἀντίφρασιν und Isidors (klar, homō-humus, aber "auch ein blindes Huhn …") bis hin zu den neuzeitlichen Philosophen. Ich meine damit freilich nicht, dass die alle dumm waren oder die historisch-vergleichenden Linguisten alle klüger seien, aber sie haben eben die richtige, eine wissenschaftliche Methode.

"Und sollte "atheistische Indoktrination" vorliegen (was ich mir kaum vorstellen kann, die meisten Atheisten sind eher religionsindifferent)"

Religionsindifferenz von Seiten aller Lehrer, und das Gegenteil von Indifferenz zu "Wissenschaft" wie Evolution, Tiefzeit, Tiefraum, Heliozentrismus, Big Bang, zusammen wird dies ein leiser aber starker Druck in atheistischer Richtung.


Es gibt viele Religionen, aber nur eine Biologie, eine Linguistik, eine Geografie, eine Chemie usf., weil die Wissenschaften auf Falsifikation und Verifikation beruhen. Religionen gibt es hingegen unzählige, weil sie sich auf unterschiedliche Autoritäten beziehen, deren Autorität in der Regel nicht hinterfragt wird. Insofern ist eine wissenschaftsfreundliche und religionsindifferente bis -kritische Haltung an Schulen nur angezeigt.

Hans-Georg Lundahl
noch wichtiger ist, dass jeder einzelne Punkt allein schon hinreicht, um nicht zu glauben.


Genau wie ich meinte. Diese Sachen sind nicht einfach Dinge die ein Christ harmlos hinnehmen kann.

Von Platons ὀνομάτων δημιουργός über die Etymologien κατ᾽ἀντίφρασιν und Isidors (klar, homō-humus, aber "auch ein blindes Huhn …") bis hin zu den neuzeitlichen Philosophen.


Ich würde sagen, abgesehen von "lucus a non lucendo" wars nicht so dumm. Onomaton demiourgos oder logothetes ist zwar nichts was wir alltäglich begegnen, aber weil es immer noch neue Wörter gibt, hin und wieder ist es jemand in kleinerem Maß.

Es gibt viele Religionen, aber nur eine Biologie, eine Linguistik, eine Geografie, eine Chemie usf., weil die Wissenschaften auf Falsifikation und Verifikation beruhen


Eine Geographie gehört nicht hierhin, es ist eine Disziplin vom Typus historia (im griechischen Sinn) nicht vom Typus scientia.

Für Biologie und Linguistik gibt es schon mehrere. Abstand zwischen Mensch und Chimpansen 1 % oder 15 %? PIE mit drei Laryngalen oder eine einzige (wie andere sowohl tönend wie tonlos)? Oder gar Sprachbund?

Was verschiedene Cofessionen oder Religionen in der Theologie sind, das sind verschiedene Schulen in Metaphysik und anderen Disziplinen.

Insofern ist eine wissenschaftsfreundliche und religionsindifferente bis -kritische Haltung an Schulen nur angezeigt.


Ob angezeigt oder nicht, sie macht eine Indoctrinierung aus. M a W, Atheismus wird ungefär ebenso verbreitet wie Hinduismus.

Di 20 Mai

Josef G. Mitterer
Ich würde sagen, abgesehen von "lucus a non lucendo" wars nicht so dumm.


Nicht dumm ist das eine. Richtig wäre aber das andere, und gerade darum geht es ja. Viele Spekulationen mögen sehr intelligent und intellektuell anspruchsvoll sein (und daher besonders gerne geglaubt werden), aber das heißt nicht, dass sie korrekt sind. — Und sie waren es eben in den meisten Fällen nicht. Um Lautgesetze anzuwenden und sogar um sie abzuleiten, muss man nicht außergewöhnlich intelligent sein, aber doch ist es die bessere Methode.

Für Biologie und Linguistik gibt es schon mehrere.


Das sind nur unterschiedliche Ansätze innerhalb der einzelnen Wissenschaften, keine unterschiedlichen Wissenschaften. Und vor allem: Die Forschung ist offen und macht Fortschritte. Kaum jemand leugnet heute noch das Vorhandensein der Laryngale; und wer es doch tut, arbeitet trotzdem noch mit der historisch-vergleichenden Methode und auf denselben Grundlagen wie seine Kollegen.

Ob angezeigt oder nicht, sie macht eine Indoctrinierung aus. M a W, Atheismus wird ungefär ebenso verbreitet wie Hinduismus.


  1. Kritisches Denken gehört zum wissenschaftlichen Denken und wird in der Schule durchaus gefördert. Das ist gerade keine Indoktrinierung. Ohne Kritik wäre auch der wissenschaftliche Fortschritt arg gehemmt. In den Wissenschaften gibt es keine "offenbarten Wahrheiten": Mit den nötigen Argumenten oder Belegen kann jede "Wahrheit" umgestoßen werden. Auch das ist gerade keine Indoktrinierung.
  2. Die wissenschaftliche Methode hat ihre Effizienz hinlänglich bewiesen. Taschenrechner, Computer, Raumfahrt, Impfungen, künstliche Intelligenz usf. bestätigen den Wert der Wissenschaft eindrucksvoll (wobei nicht gesagt ist, dass der Fortschritt immer gut ist, aber er ist jedenfalls beeindruckend). Schülern das mitzuteilen und sie in das wissenschaftliche Denken einzuführen ist keine Indoktrination, sondern das Wesen von Bildung. Indoktrination hat keine Argumente. Die Wissenschaft hat sie.


Hans-Georg Lundahl
"Um Lautgesetze anzuwenden und sogar um sie abzuleiten, muss man nicht außergewöhnlich intelligent sein, aber doch ist es die bessere Methode."


Lucus und lucere hören zusammen. Lucus heist sowohl Hain wie Lichtung, und das dumme an der Ableitung war es "lucus" nicht als "1 Lichtung, 2 Hain" zu deuten.

Ich bin kein Junggrammatiker. Hepar / Zygon? Hure ließe sich mit sowohl cara wie auch kurwa lautgesetzlich vergleichen, aber durch verschiedenen Lautegesetzen. Hofuð passt schon zu Latein caput, aber houbet tut's nicht. Der stamm von Fisch ist in Germanisch, Altirisch, Italisch / Lateinisch derselbe. Die Endung nicht. *Piskis (piscis), *Piskos (iasc), *Pisks (Fisch)…

M a W, Lautpaare sind ebenso oder mehr empirisch wie Lautgesetze, und die gabs's schon zu Platos Zeit.

Das sind nur unterschiedliche Ansätze innerhalb der einzelnen Wissenschaften, keine unterschiedlichen Wissenschaften.


Dazu ließe sich sagen Christentum, Islam, Wotansanbetung seien auch nur unterschiedliche Ansätze in der Theologie.

Kritisches Denken gehört zum wissenschaftlichen Denken und wird in der Schule durchaus gefördert.


Welche Dinge als critisches Denken bezeichnet werden ist aber sehr tendentiös.

Die wissenschaftliche Methode hat ihre Effizienz hinlänglich bewiesen. Taschenrechner, Computer, Raumfahrt,


Überprüfung durch funktionsfähige Technologie ist eben nicht vorhanden in den Streitfragen zwischen Christliche Theologie und Evoluzer-Atheistische Wissenschaft.

Es gibt nicht eine wissenschaftliche Methode, sondern jede Wissenschaft und sonstige Disziplin hat seine Methode. Die Effizienz in der Nutzdingsproduction der Electronik beweißt ganz und gar nicht die Effizienz in der Wahrheitserforschung des Evolutionismus (großen Sinn).